Presse
Wir waren Helden - Olympia-Ausstellung des DHM
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
29.03.2006
Der Langemarckmythos, der im November 1914 entstand, als mehrere reichsdeutsche
Freiwilligenregimenter bei vergeblichen Angriffen auf englische und französische Stellungen südwestlich von
Ypern aufgerieben wurden, ist eine Schlüssellegende des deutschen Nationalismus im zwanzigsten Jahrhundert. Als
die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, errichteten sie ihm im neugebauten Berliner Olympiastadion eine
Weihestätte: die Langemarckhalle. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde hier mit Regimentsfahnen, Gemälden,
Schriften und Fotografien der Heldentod fürs Vaterland gepriesen. Das Deutsche Historische Museum Berlin
bereitet nun in der sanierten Halle eine Dokumentationsausstellung zur Geschichte des Olympiageländes und seiner
Bauten sowie zum Ursprung des Langemarckmythos vor. Die Dokumentation wird auch den bisher nur als
Aussichtspunkt für Besucher genutzten Glockenturm, zu dessen Unterbau die Langemarckhalle gehört, als
Erinnerungsort erschließen. Das achtundsiebzig Meter hohe Gebäude war wegen Kriegsschäden 1962 gesprengt, später
aber wieder aufgebaut worden. Ein Ausstellungsrundgang soll sich mit der Geschichte der Olympischen Spiele, dem
Verhältnis von Sport und Gesellschaft im Nationalsozialismus und der politischen Inszenierung der Spiele von
1936 durch die Hitler-Regierung beschäftigen. Die Eröffnung der neuen Dauerausstellung, die mit Sondermitteln
des Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird, ist für Anfang Mai geplant, sechs
Wochen vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft.
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