Glockenturm am Olympiastation in Berlin
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Presse

Hitlers geheime Haß-Halle wird geöffnet
BZ, 5.5.2006

Die Langemarckhalle war nur dem Diktator und seinen höchsten Offizieren zugänglich. Jetzt zeigt eine Ausstellung dort, wie die Verführung zum Bösen funktioniert hat.

Die Nazis hatten einen teuflischen Sinn fürs Dramatische: Kurz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 begab sich Hitler allein in den damals neu errichteten Glockenturm auf dem Olympia-Gelände, um der 80 000 jungen Männer zu gedenken, die am 10. November 1914 bei der sogenannten Langemarck-Schlacht in Flandern fielen. Anschließend schritt er allein über das weite Maifeld, um die Spiele zu eröffnen.

Hier in der zur Weihestätte aufgemotzten Kalksteinaula direkt unter dem Glockenturm hingen die Fahnen der 76 Regimenter, zwölf Schilde erinnern an die beteiligten Divisionen. Schon einen Tag nach der Schlacht war aus der katastrophalen Niederlage ein zum Mythos stilisiertes Heldentum geworden. Und für Hitler war es nicht weit von Olympia zum Opfertod: Die Sportler von heute waren seine Soldaten von morgen.

Eine Ausstellung im Glockenturm erzählt nun von dieser fatalen Verbindung zwischen Krieg und Sport – und vor allem auch von dem zum Kult-Ort stilisierten Saal. Hier zelebrierte Hitler, der selbst im 1. Weltkrieg kämpfte, seinen Hass auf die Sieger und den Versailler „Schandvertrag“.

„Die Langemarckhalle war das erste Kriegerdenkmal des Dritten Reichs“, so Ulrike Kretschmar, Projektleiterin im DHM. „Für die breite Öffentlichkeit war dieser Ort nicht zugänglich.“ Sie blieb Hitler und den hohen Reichsoffizieren vorbehalten.

Mit Bundes- und Landesmitteln wurde der Bau für rund 6 Mio. € teilsaniert. Jahrelang war das Gebäude undicht, allein der Turm konnte besichtigt werden. Eine Dokumentation zur Geschichte gab es nicht. ...


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