Glockenturm am Olympiastation in Berlin
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Presse

Geschichte und Geschichten - Eine Ausstellung zeigt die Entwicklung des Olympiageländes
Berliner Zeitung, 5. Mai 2006

Fünf Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft ist gestern in der Halle unter dem Glockenturm am Maifeld eine Ausstellung über die Geschichte des Olympiageländes eröffnet worden. Die Dokumentation zeigt die verschiedenen Etappen des Areals von einer Pferderennbahn im Jahr 1909 bis zur Eröffnung des umgebauten Olympiastadions nach Plänen der Architekten Gerkan, Marg und Partner im Jahr 2004.

Ein Schwerpunkt der Dokumentation widmet sich den Olympischen Spielen von 1936, zu denen das Olympiastadion errichtet worden war, und der Propaganda der Nazis. Ein großes Foto zeigt, wie die Zuschauer im Stadion den Arm zum Hitlergruß heben. Den militärischen Charakter des Sports bei den Nazis dokumentiert ein Bild von einem Sportfest der SA im Tiergarten im Juni 1933: Dort übten sich die Teilnehmer im Handgranatenweitwurf. Auch der Superstar der Spiele von 1936, der viermalige Olympiasieger Jesse Owens (USA), wird in der Präsentation gewürdigt: Ein Foto zeigt ihn zusammen mit seinem Hauptkonkurrenten im Weitsprung, dem Deutschen Luz Long. Long gab Owens damals sogar Tipps, wie er weiter kommen konnte, verriet Schulsenator Klaus Böger (SPD) gestern bei der Eröffnung.

Erstmals wird mit der Ausstellung auch die unter dem Glockenturm liegende Langemarckhalle historisch kommentiert. Sie war beim Bau des „Reichssportfeldes“ als erstes nationalsozialistisches Kriegerdenkmal errichtet worden und hatte den Mythos vom angeblich freudigen Opfertod junger Kriegsfreiwilliger im ersten Weltkrieg gepflegt. In der Schlacht bei Langemarck in Flandern starben im November 1914 schätzungsweise 80 000 überwiegend junge Soldaten wegen schwerer Fehler der deutschen Armeeführung.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte gestern, die historische Aufarbeitung des Geschichtsorts Olympiagelände sei überfällig gewesen. Die Initiative dafür war vom Architekten Volkwin Marg ausgegangen. Das Deutsche Historische Museum konzipierte die Ausstellung, die 6,5 Millionen Euro kostete. Der Bund steuerte 3,3 Millionen Euro dazu bei, das Land Berlin drei Millionen und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 200 000 Euro.

Die Ausstellung kann bis zum 31. Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden.
ULRICH PAUL

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